Zur Werkgruppe "Urban Studies" von Kay Brudy

 

„Aufgewachsen in einer provinziellen Kleinstadt in Süddeutschland, jedoch in unmittelbarer Nähe zur Kunst- und Architekturmetropole Basel, faszinierte Brudy von jeher die Urbanität gewachsener Großstädte. Das Aufeinandertreffen, manchmal auch Aufeinanderprallen von alten, historischen mit zeitgenössischen Strukturen der Architektur bietet ein schier unendliches Experimentierfeld, sowohl für die Ausführenden (Architekten, Stadtplaner, Künstler etc.), als auch für den aktiven Rezipienten. Während seines Studiums in Essen wurde der Künstler dann unmittelbar, fast brutal mit den noch weiterführenden Aspekten zum einen gigantischer, oft stillgelegter Industrieanlagen (Kohle, Stahl) und zum anderen auch den Folgen der Zerstörungen aus dem Krieg und den heute sichtbaren Folgen daraus konfrontiert. Damals begann er seine urbane Umgebung fotografisch zu dokumentieren und die Ergebnisse experimentell zu verarbeiten, etwa mit Silbergelatine auf Leinwand.

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Man findet sich wieder inmitten sich durchdringender Linien, die sich auflösen und wieder zusammenfinden, perspektivischen Fluchten, die aus dem Nirgendwo kommen oder dort hinführen, kleine und große Flächen, kräftigen und blassen Farben - ganz wie Brudys Eindrücke, die er aus dem Besuch der vielen urbanen Konglomerate gewonnen hatte. Damit hat es auch zu tun, dass der Künstler einen akademischen Dogmatismus ablehnt und speziell in dieser Werkgruppe verschiedenste Techniken kombiniert, so auch Collage, Grattage, Edding uva. Dennoch liegt ihm ein reines Formenchaos fern, und so versucht Brudy mitunter recht streng über die Komposition (DIN-Formate, Goldener Schnitt etc.) einen Ausgleich zu erzielen. Für ihn besteht also die besondere Herausforderung darin, das vielgesichtige, oft fragmentierte urbane Wuchern um uns herum durch eine Mischung aus Ordnung, Diffusion und in der Folge Durchdringung in ein für ihn befriedigendes und nachvollziehbares Gleichgewicht zu bringen.“

 

Abdallah D. Starcastle, 2019